Wassereinlagerungen bei Kindern sind eher selten. Beim primären Lymphödem liegen die Ursachen in Fehlbildungen oder angeborenen Erkrankungen des Lymphsystems. Dies ist die häufigste Form des Lymphödems bei Kindern. Sekundäre Lymphödeme entwickeln sich meistens nach durchgeführten Operationen. Des Weiteren können Entzündungen, Verletzungen oder Strahlenbehandlungen das Auftreten von Lymphödemen begünstigen.
Wenn die zugrundeliegende Erkrankung erfolgreich behandelt werden kann, ist auch die Prognose unter der KPE bei Kindern für das Lymphödem gut. Ein primäres Lymphödem ist schwerer zu behandeln. Wichtig ist eine Behandlung im Frühstadium.
Ziel der Therapie ist die Verbesserung des Lymphabflusses. Wenn die Behandlung früh beginnt, kann Gewebeveränderungen und der Fixierung des Ödems vorgebeugt werden.
Die KPE bei Kindern unterscheidet sich nicht von der Behandlung, die bei Erwachsenen durchgeführt wird. Das Therapiekonzept umfasst manuelle Lymphdrainage, Kompressionsversorgung, Bewegungstherapie und Hautpflege. Diese Maßnahmen wirken nur dann erfolgreich, wenn sie im Sinne der Komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) individuell aufeinander abgestimmt sind.
Die manuelle Lymphdrainage ist eine ausstreichende Massage, die entlang der Lymphbahnen durchgeführt wird. Sie soll den Abtransport des eingelagerten Wassers beziehungsweise der Lymphe anregen. Die Massage wird von den Kindern in der Regel als angenehm und wohltuend empfunden.
Schwieriger wird es bei der Kompressionsbehandlung. Die Bandagierung des betroffenen Körperteils oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen wird von Kindern weniger gut angenommen. Die Kompressionsversorgung ist mitunter leicht schmerzhaft und schränkt die Bewegungsfähigkeit der Kinder ein.
Bei Hitze und wenn die Kinder während des Sports schwitzen, wird das Tragen der Kompressionsbandage oder der Kompressionsstrümpfe mitunter unerträglich. Bei größeren Kindern kann man mit Erklärungen die Kinder zur Compliance (Mitarbeit) anregen. Häufig ist es auch so, dass die Kinder selber sehr schnell merken, dass sie weniger unter den Symptomen der Ödemkrankheit leiden, wenn sie die Kompressionsbandagen oder Strümpfe tragen. Schwellungen, Druckgefühl, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen werden durch die Behandlung gelindert.
Ein weiteres Problem mit der Kompressionsversorgung im Rahmen der KPE bei Kindern ergibt sich bei Säuglingen und Kleinkinder. Um die Kompressionstherapie durchführen zu können, ist eine gewisse Stabilität der Knochen und der Muskeln Voraussetzung. Diese ist bei Säuglingen und Kleinkindern noch nicht im ausreichenden Maße vorhanden.
Kinder sollten sich bewegen - auch wenn sie sich wegen der Ödeme unwohl fühlen, in ihrer Bewegung eingeschränkt sind oder sogar unter Schmerzen leiden. Je nach Ausmaß des Ödems kann es für Kinder problematisch sein einen öffentlichen Sportverein oder einen Kurs eines anderen Anbieters zu besuchen.
Das Tragen von Kompressionsbandagen oder Kompressionsstrümpfen beim Sport ist für Kinder oftmals zusätzlich problematisch. Sie lehnen die Sportangebote ab, um sich nicht den Hänseleien der anderen Kinder auszusetzen. Hier bieten sich die Bewegungsangebote der Physiotherapie im Rahmen der KPE bei Kindern an. Das Therapiezentrum Waldheim & Waldhausen in Hannover bietet für Kinder geeignete Bewegungsangebote.
Die Haut über den Wassereinlagerungen trocknet schnell aus. Sie wird rau und rissig. Über kleinste Verletzungen der Haut können Krankheitserreger eindringen und Hautinfektionen hervorrufen. Daher sollten Eltern im Rahmen der KPE bei Kindern auf eine sorgfältige Reinigung und Pflege der Haut über den Ödemen achten. Wird die tägliche Hautpflege mit zusätzlichen Streicheleinheiten oder lustigen Spielchen kombiniert, akzeptieren die Kinder die Maßnahmen in der Regel gut.
Die KPE bei Kindern umfasst auch das Selbstmanagement. Eltern und Kinder können selbst zum positiven Behandlungsverlauf beitragen. Übermäßige Hitzewirkung oder Sonneneinstrahlung auf das Ödem sollte ebenso vermieden werden wie eine starke Kälteeinwirkung.
Hängenlassen und Tieflagern der betroffenen Gliedmaßen verschlimmern die Wassereinlagerung bei Kindern. Eltern sollten darauf achten, dass Arme oder Beine regelmäßig über eine längere Zeit hochgelagert werden. Bei der Kleidung sollten Eltern darauf achten, dass diese nicht einengen und keine zu straffen Gummizüge oder Bündchen haben.